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Gulda asks... Anna Carina Buchegger

Anna Carina Buchegger!

Die Welt des Musicals ist ein schillerndes Universum voller Emotionen, Energie und Leidenschaft. Inmitten dieses kreativen Feuerwerks tanzt und singt Anna Carina Buchegger auf nationalen und internationalen Bühnen. Sie ist eine erfolgreiche österreichische Musical-Darstellerin, deren Talent und Leidenschaft die Bühnen der Musicalwelt erobert. Mit ihrer beeindruckenden Stimme, ihrer Ausdrucksstärke und ihrer Bühnenpräsenz hat sie sich einen Namen in der Branche gemacht. 

In einem exklusiven Interview gewährt sie der Friedrich Gulda School of Music einen Einblick in ihre faszinierende Welt.

Anna Carina Buchegger entdeckte ihre Liebe zur Musik und zum Theater bereits in jungen Jahren. Seither hat sie in einer Vielzahl von Produktionen mitgewirkt. Ihre vielseitige Bandbreite ermöglicht es ihr, eine breite Palette von Rollen zu verkörpern, von der bezaubernden Heldin bis hin zur kraftvollen Antagonistin. Zuletzt war sie bei CATS als Rumpelteazer im Ronacher zu sehen und zur Zeit ebendort in ROCK ME AMADEUS als Isabella.

 

Wir haben ihr 20 Fragen zu persönlichen Eindrücken, Ihrer Ausbildung und Ihrem Beruf in der Musicalwelt gestellt:

Gab es während deiner künstlerischen Ausbildung ein Unterrichtsfach, welches du dir gewünscht hättest?

Generell hätte ich mir gewünscht, besser auf den Beruf vorbereitet zu werden - zum Beispiel was Grenzen setzen,  mentale Gesundheit und Umgang mit Druck angeht.

Wie leicht oder schwierig hast du den Sprung von der Theorie in die Praxis während und nach der Ausbildung empfunden?

Ich hatte in den Sommerpausen ab und zu schon Jobs, der Sprung in den Long Run Betrieb war herausfordend und mit Verzicht auf viele private Ereignisse verbunden.

Der wichtigste, beste oder schlimmste Ratschlag oder Kommentar während deiner Musicalausbildung (von Kolleg:innen oder Lehrenden)?

Meine Ausbildung ist schon ein paar Jährchen her. Gleich danach hatte ich meinen ersten professionellen Job. Ich war damals schwer untergewichtig und wurde von einem Intendaten sehr dafür gelobt. Das war einfach noch eine andere Zeit, heute wird vieles vorsichtiger behandelt. Dieser Vorfall hat mich damals geprägt, da es sich einfach falsch angefühlt hat.

Auf einer Skala von 1-10, wie wichtig ist, in einer Musicalausbildung, aus deiner Sicht das Unterrichtsfach Selbstmanagement?

Sicher sehr sinnvoll. 10?

Gibt es eine Musicalrolle, von der du schon immer geträumt hast, sie zu spielen? Wenn ja, welche? 

Sally Bowles vielleicht. Ansonsten lasse ich mich überraschen, was noch so auf mich zukommt.

Hast du dich jemals, hinter oder auf der Bühne, während einer Produktion als Frau unwohl oder begrängt gefühlt? Wie bist du damit umgegangen?

Nicht wirklich.

Wie kommst du nach einer Vorstellung runter? (Also nicht von der Bühne, sondern mental)

Gleich nach Hause zu gehen ist sehr schwer und oft muss ich mich dazu zwingen. Am liebsten sitze ich nach der Show noch kurz mit KollegInnen zusammen.

Wie gehst du mit Bühnenangst um?

Gott sei Dank ist mir diese Gefühl fremd.

Welcher Film berührt dich?

Ich liebe den Film  „the danish girl“

Foto von Anna Carina Buchegger (c) Lisa Fokina

Welchen Rat würdest du jungen, aufstrebenden Musicaldarstellern geben, die davon träumen, eine erfolgreiche Karriere im Musicaltheater zu machen?

Ich glaube, je selbstreflektierter man ist, desto leichter tut man sich, sich selbst einzuschätzen und realistische Ziele zu setzen.

Welches Lied bringt dich zum Weinen? Welches zum Träumen?

Colors von Black Pumas löst in mir sehr viele Emotionen aus.

Liebst du deinen Körper?

Leider nicht. Ich versuche dankbar zu sein, für meine Gesundheit und Energie, mit der ich diesen Beruf ausüben kann und ich weiß, dass viele damit nicht gesegnet sind. Ich bin leider streng, was dieses Thema angeht und ich hab eine ziemlich starke Körperdysmorphie, also ich sehe mich nicht so, wie ich in Wirklichkeit bin.

Wie hat sich deiner Meinung nach das Musicaltheater im Laufe der Jahre verändert, und wie denkst du, wird sich die Branche in Zukunft entwickeln?

Als ich Kind war habe ich Musicals als wild, mutig und rauer empfunden. Wenn es plötzlich zu deiner Arbeit wird, ist klar, dass hinter jeder Produktion viel Arbeit steckt. Ich komme aus einer Generation, die es gelernt hat über Grenzen zu gehen. Die Show steht im Fokus und dafür zieht man an einem Strang. Leider hat sich das verändert. Signale des Körpers zu ignorieren ist auf Dauer schlecht. Das meine ich nicht. Allerdings kann man nicht erwarten, jeden Tag gleich fit zu sein, wenn man im Long Run spielt. Zukünftige Darsteller sollten auf diese Eventualitäten vorbereitet werden und mental gestärkt werden um nicht verunsichert zu sein, wenn etwas einmal nicht 100%ig klappt!

Sollte es mehr psychischen Support an künstlerischen Unis und Schulen geben?

100%.

Sind die Menschen in deiner Familie musikalisch oder künstlerisch veranlagt?

Musikalisch schon aber ich bin die Einzige im Künstlerberuf.

Bist du mit Vorurteilen in deinem Berufsfeld konfrontiert?

Den meisten Leuten ist nicht bewusst, wieviel wir arbeiten müssen. Wir spielen nur einen Tag in der Woche nicht, wir arbeiten dann, wenn die Anderen frei haben. Ich denke, das Vorurteil kommt, weil wir eben in der Unterhaltungsbranche sind. Unsere Arbeit soll auf andere leicht wirken, damit die Menschen abschalten und sich berieseln lassen können. Es ist also komplett in Ordnung. Ich weiß über viele Berufe nichts, woher sollen die Leute wissen, was bei uns Backstage passiert.

Was denkst du- wird man schneller unter- oder überschätzt?

Da gibt es zweierlei Arten. Viele blenden irrsinnig gut in Auditions und können dieses Niveau nicht halten. Ich bin eher umgekehrt, da ich mich in Wettbewerbssituationen absolut unwohl fühle. Ich werde lieber unterschätzt und kann im Bestfall jemanden von mir überzeugen, obwohl du sicher bessere Chancen oder Positionen kriegst, wenn man dich überschätzt :)

Wie hast du deine Aufnahmeprüfung empfunden?

Wie gesagt, ich fühle mich in solchen Situationen wirklich nicht wohl. Ich kannte niemanden und es war für mich eine fremde Welt. Ich hatte keine Kondition und musste mich sogar nach dem Tanzen übergeben. Somit habe ich diese Tage nicht sehr positiv in Erinnerung, allerdings war die Freude danach umso größer.

 Wie lange, denkst du, hält man den Job körperlich durch? Und was kommt danach? Hast du Pläne?

Ich glaube, das ist sehr individuell und hängt von der eigenen Fitness und Gesundheit ab. Ich wäre gern noch ein paar Jahre auf der Bühne. Was danach passiert, weiß ich noch nicht aber ich kann mir nicht vorstellen jemals etwas zu machen, was nichts mit der Bühne zu tun hat.

Hat jede Begegnung einen Sinn?

Daran glaube ich.

 

©Photocredits Lisa Fokina/ IG: riiddzzaa

 

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Geschrieben am April 23rd, 2024